Viele unserer alltäglichen Nahrungsmittel sind nicht selbstverständlich und werden womöglich nicht für immer existieren. Klimawandel, Krankheiten und andere Faktoren bedrohen Obst, Gemüse und Getreide und könnten einige unserer Lieblingsspeisen und -getränke auslöschen.
Von Bananen bis Kaffee, von Brokkoli bis Pasta: Die folgenden Lebensmittel sind in Gefahr.
Anmerkung: Das Ranking basiert auf den Einschätzungen zur jeweiligen Gefährdungslage der Nahrungsmittel. Die Meinungen unseres weitgereisten (und immer hungrigen!) Teams wurden ebenfalls miteinbezogen. Die Liste ist daher subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Adaptiert von Sandra Schröpfer und Tascha Walker Dean
Lachs wird weltweit gern gegessen, doch steht die Fischart vor einer ungewissen Zukunft, da die Meere zunehmend versauern. Grund dafür ist, dass die Meere mehr CO2 aus der Luft aufnehmen, wodurch der pH-Wert des Wassers sinkt. Die Leidtragenden sind vor allem kalkskelettbildende Lebewesen wie Austern, Muscheln und Seeigel, die Kalziumkarbonat aus dem Wasser filtern. Sterben sie ab, finden auch Lebewesen weiter oben in der Nahrungskette wie Lachse und andere Fische nicht mehr genug Nahrung.
Der durch den Klimawandel bedingte Anstieg des Meeresspiegels gefährdet sogar die Tabasco-Soße. Die scharfe Chilisoße wird auf der Insel Avery Island in Louisiana hergestellt, doch laut einem Bericht der britischen Zeitung „Guardian“ ziehen sich die Sümpfe auf der Insel um etwa neun Meter pro Jahr zurück. Hinzu komme, dass die Insel bei einem Anstieg des Meeresspiegels um 60 Zentimeter fast vollständig unter Wasser stehen würde. Um das 150-jährige Traditionsprodukt zu retten, müsste die Produktion an einen sichereren Ort verlegt werden.
Orangen sind ein erfrischender Snack, allerdings steht es nicht gut um die beliebte Zitrusfrucht. Die sogenannte Zitrusgrünkrankheit (Huanglongbing) breitet sich seit Jahren weltweit aus und hat die USA ganz besonders befallen. In Florida vernichteten die Bakterien in den vergangen zehn Jahren 72 Prozent der amerikanischen Orangenernte. Die Krankheit, die Blätter vergilben lässt und schließlich Zweige und Wurzeln von Zitrusbäumen abtötet, grassiert auch in Bhutan, Brasilien und China. 2023 fanden Forschende jedoch einige Behandlungsansätze, die Hoffnung geben.
Es gibt nichts Besseres als Pfannkuchen mit Ahornsirup, doch der Klimawandel gefährdet auch diese süße Leckerei. Steigende Temperaturen in den USA und Kanada wirken sich auf das Wachstum von Zucker-Ahorn aus, von dem der Sirup abgezapft wird, und verändern die Erntezeit. Der Anbau von Zucker-Ahorn könnte sich in den kommenden Jahrzehnten weiter nach Norden verlagern und im schlimmsten Fall kein geeignetes Klima mehr finden.
Kichererbsen, der Hauptbestandteil von Hummus, sind ein weiteres Lebensmittel, das vom Klimawandel betroffen sein könnte. In Indien – das Land ist der größte Kichererbsenproduzent der Welt – leidet die Ernte unter steigenden Temperaturen und zunehmender Dürre. Berichten zufolge fällt die weltweite Kichererbsenernte dadurch bereits um 40 bis 50 Prozent geringer aus. Aber noch ist nicht alles verloren: Derzeit wird etwa der Anbau von „dürreresistenten“ Kichererbsen getestet.
Der in vielen Ländern äußerst beliebte Brotaufstrich Erdnussbutter könnte bald schon schwer zu bekommen sein. Erdnüsse sind der US-Wetterbehörde NOAA zufolge „ziemlich pingelige Pflanzen“, deren Wachstum sehr spezielle Bedingungen erfordert: „Bis zu fünf Monate gleichmäßige Wärme in Kombination mit 50 bis 100 Zentimeter Regen.“ Zunehmende Dürre und Hitzewellen in US-Bundesstaaten wie Texas und Georgia gefährden jedoch den Anbau von Erdnüssen. Experten erforschen deshalb derzeit „dürreresistente“ Erdnusssorten.
Wein ist durch den Klimawandel ebenfalls gefährdet. Laut Forschern der Universität von Alcalá in Spanien könnte ein Temperaturanstieg von nur zwei Grad zum Verlust von weltweit 56 Prozent der Weinanbaufläche führen. Bei einem Anstieg um vier Grad seien demnach 85 Prozent der jetzigen Anbaufläche nicht mehr nutzbar. Die Experten stufen weiße Rebsorten wie Uni Blanc und Riesling sowie rote wie Grenache als besonders gefährdet ein.
Sogar Pasta könnte durch den Klimawandel verschwinden. Nudeln werden aus Hartweizen hergestellt, einer Pflanze, die gemäßigte Temperaturen bevorzugt und die durch zu viel (oder zu wenig) Regen nicht gut wächst. In älteren Studien wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Hartweizenerträge in Italien ab 2020 stark zurückgehen könnten, und tatsächlich fiel die Ernte 2022 in der EU so gering aus wie seit 1997 nicht mehr. Auch in Nordafrika bekommen Hartweizenproduzenten den Klimawandel zu spüren.
Avocados liegen im Trend und sind vom Brunch-Menü nicht mehr wegzudenken. Trotz oder auch gerade wegen der Popularität sieht die Zukunft der Früchte ungewiss aus. Um nur ein Pfund Avocados ernten zu können, werden mehr als 300 Liter Wasser benötigt, was den Anbau bei steigender Nachfrage zunehmend schwierig macht. Große Avocado-Anbaugebiete wie Südafrika und Südamerika leiden zudem immer häufiger unter schweren Dürren.
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Schlechte Nachrichten für alle Prosecco-Liebhaber: Wissenschaftler sagen dem italienischen Perlwein – wie auch anderen bekannten Rebensäften – keine allzu prickelnde Zukunft voraus. Traditionell wachsen die Trauben für die Prosecco-Herstellung an steilen Hängen und werden von Hand gepflückt – ohne Einsatz von Maschinen. Durch den Klimawandel bedingte Trockenheit und Bodendegradation könnten nach Ansicht der Forschenden diese historische Technik jedoch erschweren.
Hinzu kommt, dass immer weniger jüngere Generationen laut den Forschenden bereit sind, unter den extremen Bedingungen für einen relativ geringen wirtschaftlichen Gewinn zu arbeiten. Sie wandern vom Land in die Städte ab.
Schlechte Nachrichten auch für Liebhaber von Meeresfrüchten: Steigende Meerestemperaturen bedrohen Muscheln. Aus einer Studie der Universität Göteborg geht hervor, dass ein Temperaturanstieg von nur zwei Grad Muscheln ungenießbar machen würde. Durch die Wärme könnten sich demnach Bakterien und ein toxinproduzierendes Plankton ausbreiten und in Muscheln ansammeln. Die Muscheln wären für den Menschen dann giftig und müssten weltweit von den Speisekarten gestrichen werden.
Ohne eine Tasse Kaffee am Morgen kommen viele von uns nicht richtig in Gang. Durch den Klimawandel sieht die Zukunft eines der weltweit beliebtesten Heißgetränke jedoch ungewiss aus. Laut einem Bericht der internationalen Hilfsorganisation Christian Aid könnte sich die geeignete Fläche für den Kaffeeanbau bis zum Jahr 2100 um bis zu 54 Prozent verkleinern. Hinzu kommt, dass die meisten Kaffeepflanzen optimale Bedingungen für ihr Wachstum benötigen. Besonders die Ernten in Brasilien und Vietnam – den größten Kaffeeerzeugerländern der Welt – wurden jüngst durch ungünstige Witterungsbedingungen stark beeinträchtigt. Doch es gibt Hoffnung: Laut Wissenschaftlern könnte die besonders widerstandsfähige, in Westafrika beheimatete Kaffeesorte Stenophylla die Zukunft des Kaffees retten.
Die Nachfrage nach Mandeln und Mandelmilch scheint immer weiter zu steigen, aber es gibt Zweifel an der Nachhaltigkeit des Anbaus. In den USA ist die Mandelindustrie ein kolossales Geschäftsmodell. Milliarden von Bienen werden etwa in Kalifornien ausgesandt, um die vielen Mandelbäume zu bestäuben. Allerdings sterben dabei zahlreiche Bienen, einerseits durch Pestizide, andererseits durch Parasiten. Der großflächige Anbau von Mandelbäumen gefährdet also nicht nur den Snack für zwischendurch, sondern auch die Zukunft von Honigbienen.
Es mag nur schwer vorstellbar sein, aber unser sich veränderndes Klima wird höchstwahrscheinlich auch einen erheblichen Einfluss auf Schokolade haben, wie eine Studie des Internationalen Zentrums für tropische Landwirtschaft zeigt. Der Bericht analysierte Plantagen in Ghana und der Elfenbeinküste – zwei der weltweit größten Kakaoproduzenten – und kam zu dem Schluss, dass sich bei einem Temperaturanstieg von 2,3 Grad bis 2050 die für den Kakaoanbau geeigneten Flächen hier um satte 50 Prozent reduzieren könnten.
Der Klimawandel bedroht auch Pfirsiche und anderes Steinobst. Das Hauptproblem sind schwankende, unvorhersehbare Temperaturen, die zu weniger Früchten oder einer Veränderung der Erntezeit führen können. Frühe Hitze und intensive Kälte führten 2016 und 2023 im Nordosten der USA zum Beispiel zu einer schlechten Ernte.
Laut einem Bericht der Vereinten Nationen hängen drei Viertel der weltweiten Nahrungspflanzen von der Bestäubung ab, etwa durch Schmetterlinge, Käfer, Vögel und Bienen, von denen es aber immer weniger gibt. Durch den Klimawandel, den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und weitere Faktoren könnten bald viele Arten weltweit vom Aussterben bedroht sein. Das ist an sich schon verheerend genug, bedeutet aber auch, dass viele Früchte nicht mehr wachsen. Auch Heidelbeeren sind auf die Bestäubung durch Insekten, vor allem Bienen, angewiesen.
Auch Brokkoli muss durch Honigbienen bestäubt werden, damit er wachsen kann. Laut der Universität von Ottawa kommt das Verschwinden der Bienen jedoch „einem Massensterben“ gleich. Es gibt bereits einige Studien, die eine „unzureichende Bestäubung“ von Brokkoli feststellen sowie weniger Vielfalt unter den Bestäubern.
Ist die Biene vom Aussterben bedroht, so steht mit ihr natürlich auch der Honig vor einer ungewissen Zukunft. Honig wird ausschließlich von Bienen hergestellt. Sie sammeln Blütennektar, der in den Waben des Bienenstocks zu Honig heranreift. Ohne Bienen wäre es also unmöglich, echten Honig zu produzieren.
Vanilleeis, Vanillepudding, Kaffee mit Vanillesirup ... Die Gewürzschote scheint für uns eine Selbstverständlichkeit zu sein, ist tatsächlich aber gar nicht so leicht anzubauen. 85 Prozent der weltweiten Vanille kommt der World Wildlife Foundation (WWF) aus Madagaskar. Durch den Klimawandel schwankt das ohnehin schwer vorhersehbare Wetter auf der Insel im Indischen Ozean jedoch noch mehr. Heftige Tropenstürme wie im Jahr 2017 können die Vanilleernte zerstören, was schwere Folgen für die madagassische Wirtschaft hätte.
Es gibt drei Arten von Blauflossen-Thunfisch, der auch Roter Thun genannt wird: den im Atlantik, den im Pazifik und den im Südlichen Ozean. Alle drei werden zu den japanischen Delikatessen Sushi und Sashimi verarbeitet und das, obwohl sie gefährdet bzw. sogar vom Aussterben bedroht sind. Da die Nachfrage nach Rotem Thun seit Jahren stetig steigt, sind die Bestände überfischt (auch illegal) und die Populationen dramatisch zurückgegangen. Ändert sich daran nichts, könnte die Thunfischart bald Vergangenheit sein.
Tofu wird längst nicht mehr nur in Asien gegessen, sondern ist weltweit zu einem Grundbestandteil vegetarischer Küche geworden. Doch das Sojaprodukt könnte unter dem Klimawandel leiden. In einer Studie von 2017 warnt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) vor den Auswirkungen der globalen Erwärmung auf wichtige Nutzpflanzen wie Mais, Weizen und Sojabohnen, aus denen Tofu hergestellt wird. Die Ernteerträge von Sojabohnen könnten demnach bis zum Jahr 2100 um 40 Prozent sinken.
Der Klimawandel bedroht sogar das Grundnahrungsmittel Reis. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen warnt vor den Auswirkungen, die ein Anstieg des Meeresspiegels auf den Reisanbau in großen Flussdeltas haben könnte. Andernorts ist Dürre ein Problem. Auch in Italien, aus der die Hälfte der Reisernte der EU stammt, geht die Produktion zurück. Große Ernteausfälle könnten zu erheblichen Nahrungsmittelengpässen weltweit führen. Experten erforschen daher derzeit flutresistente Reispflanzen.
Auch die beliebteste Obstsorte der Welt, die Banane, ist in Gefahr, denn die am häufigsten angebaute Sorte Cavendish wird von einer Pilzkrankheit bedroht. Der Erreger der „Panamakrankheit“, Fusarium, führt dazu, dass die Banane von innen nach außen schwärzt und verdirbt. Durch die Ausbreitung des aggressiven Bananen-Pilzes in Lateinamerika sehen Länder wie Kolumbien ihre Bananenexporte bedroht, von denen die Wirtschaft stark abhängig ist. 2019 rief das Land deshalb den nationalen Notstand aus.
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